Entspannung und das innere Wasserfass

Stellen sie sich ein inneres Wasserfass vor. Über dem Wasserfass endet eine Dachrinne, aus der Wasser in das Fass strömt. Der Wasserspiegel steigt. Glücklicherweise befindet sich am unteren Ende ein Hahn, der – geöffnet – Wasser kontrolliert abfließen lässt und das Fass vor dem Überlaufen bewahrt.
Das System befindet sich im Gleichgewicht. Doch was passiert, wenn auf das Dach ein Gewitterschauer niedergeht? Plötzlich führt die Dachrinne viel mehr Wasser als üblicherweise. Der Wasserspiegel steigt – trotz maximal geöffnetem Hahn. Das geht eine zeitlang gut. Wenn der Abstand zum Rand zuvor aber relativ gering war oder der Regenguss zu lange anhält droht das Fass überzulaufen.

Instinktiv versuchen wir, den Wasserfluss zu stoppen und die Dachrinne zu verstopfen. Dies ist häufig nur schwer oder nicht möglich. Und eine verstopfte Dachrinne führt an anderer Stelle zu einem unkontrollierten Überlaufen und teilweise zu großem Schaden.
Was tun? Der Abfluss hat eine begrenzte Kapazität. Weitere anzubringen ist bei einem vollen Fass vielleicht nicht die beste Idee. Sie könnten versuchen, das Wasser mit einem großen Eimer abzuschöpfen und so das Fass vor dem Überlaufen zu bewahren.

Kennen sie ihre Dächer? Meist denken wir an Negatives wie Konflikte, Stress bei der Arbeit, Sorgen, Trennungen oder Todesfälle. Aber auch positive Ereignisse wie eine Heirat, die bevorstehende Geburt eines Kindes, der Eintritt ins Erwerbsleben oder ins Rentenalter können positiv besetzte Dächer sein, die dennoch Wasser ins Fass ableiten. Auch diese lassen den Wasserspiegel ihres inneren Wasserfasses steigen.

Was ist ihr Lieblingsdach? Welches bedroht sie?
Wieviel Abstand zum Rand haben sie? Woran spüren sie es, wenn der Abstand geringer wird? Was passiert, wenn ihr persönliches Fass überläuft?

Viele Menschen spüren dies körperlich mit Verspannungen, Schmerzen, Übelkeit. Aber auch mit Ängsten und depressiver niedergeschlagener Stimmung. Bevor diese deutlich zutage treten tauchen oft Schlafprobleme, gereizte Stimmung oder Konzentrationsschwierigkeiten als Vorboten auf. Grübeln, also unproduktive und potentiell endlose Gedankenschleifen, sind häufig.


Grübeln sie lieber in die Zukunft (sorgenvoll) oder in die Vergangenheit (hätte ich doch…)?
Wann drehen sie ihren Hahn auf? Wissen sie, was sie tun können, damit er sich öffnen lässt? Welche Ressourcen (Kraftquellen) und Coping-Strategien (Möglichkeiten mit schwierigen Situationen umzugehen) stehen ihnen zur Verfügung? Nutzen sie alle?
Und wie sieht ihr Eimer aus? Wieviel fasst er?

Wenn ihr inneres Wasserfass in ein Ungleichgewicht gekommen ist (was im Übrigen ganz normal ist, allen Menschen passiert und immer eine gewisse Anstrengung erfordert um die Balance wieder zu finden) können sie ihre Kraftquellen trainieren. Das ist häufig nicht so einfach. Im Krisenmodus, wenn ihr inneres Wasserfass überläuft, haben sie ohne Unterstützung meist nicht die Ruhe und Kraft, Neues auszuprobieren – daher sollten sie diese Pflegen, solange das Wetter gut ist. Legen sie sich eine persönliche Sammlung (vielleicht in einem kleinen Heft) mit vielen Ideen an, die ihnen gut tun. Auch Beratung, Coaching und Psychotherapie können ihnen hierbei helfen.
Die Eimergröße zum Schöpfen trainieren sie leichter bei gutem Wetter.

Hervorragend geeigent sind hierzu Entspannungstechniken. Ich bin ein Fan von Progressiver Muskelentspannung, da diese leicht erlernbar ist und sowohl die Sensibilität ihres Wasserstandsmelders als auch die Möglichkeiten Wasser abzuschöpfen verbessert. Aber auch Atementspannung, Tai-Chi, Yoga oder Autogenes Training sind gute Möglichkeiten. Bestenfalls fangen sie noch heute an zu üben – täglich 15min reichen aus.

Meist kennen wir unsere Dächer, wissen um sie und können sie dadurch einschätzen. Manchmal finden wir jedoch auch Dachrinnen vor, von deren Herkunft wir nichts wissen. Diese sind bedrohlich da wir nicht abschätzen können, wie groß dieses Dach ist oder welche Wetterlage dort vorherrscht. Um mehr über sie herauszufinden eignen sich je nach Thematik Beratung, Coaching oder Psychotherapie.

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